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Wenn sich alljährlich nach altem, gutem Brauch Obernsees zu seiner
weitum bekannten “Michaeli-Kärwa” rüstet, die mit allem zünftigen Drum und Dran jeweils am Sonntag vor dem “Michalasdog” stattfindet, dann juckt es die Kärwa-Fahrer landauf, landab in den Knien; denn die Obernseeser
wissen ihren Kärwagästen allerlei zu bieten. Wer hätte nicht schon einmal an einem schönen Sonntag dieser schön gelegenen ländlichen Gemeinde an der westlichen Grenze des Hummelgaues einen Besuch abgestattet, um
von hier aus zu einer fröhlichen Wanderung auf die Neubürg, nach Sanspareil oder über die Jurawarte zur Waldhütte zu starten. Wer da ein wenig Zeit hatte zu verweilen, dem wird dann sicher ein Kundiger erzählt
haben, dass Obernsees unter die ältesten Siedlungen im Bayreuther Land zu zählen ist. Mit Stolz zeigte er auch sicher dem fremden Gast die auf der Gemeindeflur um das Jahr 1080 errichtete Taufkapelle St. Rupert, in
deren Schatten die Rupertsquelle, einst als heilendes Wasser vielgerühmt, entspringt. Er wird dem Fremdling von jedem Heinrich von Oberngesazze berichtet haben, der um 1180 als Ministeriale den Bamberger Bischöfen
diente, oder von jenem “uralten Vertrag, in welchem Oberngesezze als längst bestehende Gemeinde erstmals um 1393 urkundlich genannt wird. Der Stolz der Obernseeser ist ihre schöne Kirche mit dem mächtigen
50-m-Turm. Letzterer erstand im Jahre 1707, während das Kirchenschiff in den Jahren zwischen 1727 und 1729 erbaut wurde. Damals löste als Kirchenpatron St. Jakob seinen Vorgänger St. Veit ab, der vordem an die 700
Jahre sein geistliches Regiment über diese Pfarrgmeinde ausgeübt hatte. Noch heute ist die 1929 unter Senior Thiermann gründlich restaurierte Dorfkirche St. Jakob mit ihrer typisch barocken Silhouette ein markantes Wahrzeichen im Bayreuther Land.
Von der frühen wirtschaftlichen Bedeutung dieser rührigen Gemeinde spricht die Tatsache, dass sie seit undenklichen Zeiten mit dem Marktrecht ausgestattet ist. Diesem Vorzug hat es Obernsees zu verdanken, dass
sich in seinen Mauern schon frühzeitig neben den alteingesessenen Bauerngeschlechtern tüchtige Handwerksmeister niederließen, die ihr Können und Vorwärtsstreben nach alter Tradition auf die heute noch in Obernsees
schaffende Handwerkerschaft vererbten. Dass Obernsees bei einer an
harmonischer Entwicklung so reichen Vergangenheit auch in der Gegenwart dem Fortschritt aufgeschlossen bleibt, davon zeugen die Leistungen der Gemeinde in den Jahren nach dem Zusammenbruch unter Bürgermeister Engelmann. Hier sind vor allem die planmäßigen Bodenuntersuchungen zu nennen, die zu einer weiteren Ertragsteigerung der Landwirtschaft beitrugen. Auch die Erweiterung der Ortsbeleuchtung spricht die positive Einstellung gegenüber den Anforderungen der Jetztzeit. Eine besondere Leistung aber war der Ausbau einer Verbindungsstaße zwischen der Bundesstraße 22 (Bayreuth - Bamberg) und der Landstraße I. Ordnung, die von Bayreuth über Obernsees in die Fränkische Schweiz führt.
Noch manche große Aufgabe soll von der Gemeinde in naher Zukunft gelöst werden. Da muss zunächst einmal an den Bau eines neuen Wasserbehälters gedacht werden. Daneben ist es die landwirtschaftliche Berufsschule
in Obernsees, die der auf Förderung der Landwirtschaft besonders bedachten Gemeinde einige Sorge bereitet; denn die Errichtung einer Schulküche erweist sich im Rahmen der allgemeinen Berufsausbildung der
Schülerinnen, welche nicht nur aus Obernsees selbst, sondern auch aus Mengersdorf, Truppach, Busbach und Frankenhaag herüberkommen, als dringend notwendig. An diesem Wochenende werden sich allerdings die
Gemeinderäte über derlei Pläne die Köpfe nicht zerbrechen. Da steht die Michaeli-Kärwa im Mittelpunkt ihres Denkens und die Lösung der Frage, wie man sie mit den erwarteten Gästen am schönsten feiern könne. (rkt)
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