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Unter Pfarrer Thiermann, in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts,
wurde die Kapelle eingehend erneuert und mit allerlei Malerei verziert. Um die unaufhörlichen Beschädigungen zu verhindern, wurde der eigentliche Kirchenraum mit einem großen Eisengitter abgeschlossen. Als einmal
ruchlose Diebe die drei Glocken der Kirche stahlen, musste der Gottesdienst von der Mutterkirche Obernsees eingeläutet werden, bis der Brauereibesitzer Maisel wieder eine Glocke stiftete. Eine nette Begebenheit um
die Glocken von Rupert berichtet Pfarrer Will. In einem Buch von 1892 “Das Teutsche Paradeiß in dem vortrefflichen Fichtelgebirge” lesen wir: “Anno 1679 hatte ein tollsinniger Mensch auf dem
Glockenthürmlein dieser Capell sein Nachtlager eingerichtet und die Zeit zu vertreiben öfters mit beiden Glöcklein zusammengeschlagen, worüber bey damals hin und wider grassierenden Pest, in dieser Nachbarschaft,
als einem bösen Anzeichen, eine große Furcht enstanden, doch endlich ein kurzweiliges Gelächter geworden, als die Obernseßer dieses tolle Toden-Gespenst leibhaftig ergriffen, und mit ungebrannter Asche ausgetrieben.”
Als vertriebene Salzburger 1731 an der Rupertskapelle vorbeizogen, hielt man ihnen vom Altar aus eine Bewillkommnungs- und Trostrede, die sie unter vielen Tränen anhörten. St. Rupert ist der Schutzheilige
des Salzbergbaus. Durch den einheimischen Künstler Fritz Föttinger
wurde die Figur von St. Rupert neu in Ton gestaltet und bei der Wiedereinweihung der Kapelle der Kirchengemeinde übergeben. St. Rupert, Stammheiliger der Bayern, ist zugleich Schutzpatron der Salzbergwerke. Aus diesem Grund ist auch die von Fritz Föttinger erstellte Figur mit einem Krug verbunden, der voll mit Salz gefüllt ist. Eine Abbildung befindet sich rechts neben der Überschrift.
Heute umgeben vier mächtige Linden die Kapelle und prägen ihre idyllische Lage. Weitere drei alte Linden wurden 1894 gefällt. Die oberfränkische Zeitung sprach in diesem Zusammenhang von einem Vandalismus. Unter
den Linden um St. Rupert wurde im Jahr 1962 das Kriegerdenkmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege errichtet. Noch heute werden viele Geschichten über die wundersame Hilfe St. Ruperts erzählt. So bekam einst
eine ehrbare Frau erst dann ein Kind, als sie sich in ihrer Not an St. Rupert wandte. Ein reicher Bauer, der einen blinden Sohn hatte, gelobte zwei Ochsen, falls der Sohn wieder sehend würde. Als er sich der Kapelle
näherte, geschah auch dieses Wunder; nun aber glaubte der Bauer, nichts mehr geben zu müssen und trieb die Ochsen wieder heim. Sein Sohn aber wurde wieder blind. Viele Menschen schätzen auch heute die besondere
Qualität des Wassers der Quelle vor dem Kirchhof. Sie kommen oft aus der weiteren Umgebung, um dort zu schöpfen und sich zu erfrischen. Die Altehrwürdigkeit und die schöne Lage der Kapelle, als auch ihr
schmucker, zur Andacht einladender Innenraum, führten dazu, dass in letzter Zeit manch junges Paar seine Ehe dort unter Gottes Segen stellt. In St. Rupert gibt es keinen Stromanschluss, die Gottesdienste werden
im Kerzenschein gehalten. Auch die Orgel muß noch getreten werden. In den Sommermonaten Mai, Juni, Juli, August findet jeden Samstagabend um 19.30 Uhr eine Abendandacht statt. Diese Andacht hat großen Zuspruch aus
der näheren und weiteren Umgebung sowie der Feriengäste.
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